Otto-Hirsch-Auszeichnung

Die Skulptur der Künstlerin Christine Braun greift Kerngedanken dieser Auszeichnung auf, die sich an Persönlichkeiten, Gruppen und Initiativen aus allen drei großen Weltreligionen des Nahen Ostens richtet, die zur Verständigung zwischen den Religionen auch vor dem Hintergrund neuer Konflikte im 21. Jahrhundert in besonderer Weise beitragen: Durchlässigkeit, Verbindung, Überwindung des Trennenden – um zu Versöhnung, zu friedvollem, toleranten Miteinander zu gelangen.

Die Skulptur besteht aus transluzentem Beton. Das Besondere an diesem Stoff sind optische Fasern, die ihn durchziehen. Sie nehmen bestehende Lichtquellen auf und leiten sie durch den Beton. Dadurch entstehen bei Lichteinfall kleine leuchtende Punkte. Wenn keine Lichtquelle vorhanden ist, bleibt der Eindruck eines trennenden und abgrenzenden Elements bestehen. Die Form der Skulptur ist offen gehalten, sie kann als Grundsteinelement, als steinernes Mauerelement gesehen werden. Sie lädt aber auch zu weiteren Assoziationen ein wie zum Beispiel an eine Schrifttafel (10 Gebote), ein Buch (verbindendes Element aller drei monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam), an einen Rosettastein oder an ein Element eines gemeinsamen Hauses. Der zunächst bei der Stadtverwaltung Stuttgart und danach im Württembergischen Innenministerium als Jurist tätige Otto Hirsch hat bis 1926 für die Finanzierung des Neckarkanalbaus Verantwortung übernommen. Moderne Infrastruktur war für ihn eine Herausforderung so wie heute optische Fasern / Glasfasern die Grundlage moderner Datenübertragung und damit von Kommunikation und Verständigung sind.


Die Kleinplastik beinhaltet aber nicht nur das »Mauerelement« sondern enthält auch noch ein rotes (Kirchen-)Glaselement. Die gewählte rote Farbe kann als Ausdruck für die Kraft und Ausdauer gesehen werden, wie auch für die Energie, die beim Einsatz für die Verständigung zwischen den Religionen notwendig ist. Auch hiermit nimmt die Künstlerin direkten Bezug zur Lebensleistung von Otto Hirsch, der als führender Repräsentant der Reichsvertretung der deutschen Juden gegen den sich anbahnenden antijüdischen Terror des verbrecherischen NS-Regimes von 1933 an öffentlich und auch mit internationaler Aufmerksamkeit (Flüchtlingskonferenz in Évian/Frankreich auf Einladung des US-Präsidenten Roosevelt 1938) Stellung nahm, gleichzeitig jüdische Selbsthilfe organisierte und nach erneuter vorübergehender Inhaftierung 1938 seine ganze Kraft bis zu seiner Ermordung im KZ Mauthausen am 19. Juni 1941 einsetzte, um Juden die Emigration aus dem NS-Herrschaftsgebiet zu ermöglichen.


Kuratorium „Otto-Hirsch-Auszeichung der Landeshauptstadt Stuttgart“ im Dezember 2012